Julia Schäfer, Kuratorin GfZK Leipzig:
Der Turm der SPEE Kartons, „Not Mike Bidlo“, verweist auf eine Arbeit Mike Bidlo,
die dieser im Bezug auf die Brilloboxen von Andy Warhol entwickelte, indem er
Originalkisten, und nicht mit bedruckten Brilloboxen auf Warhol zurückgreift.
Diese Arbeit Pfahls eröffnet neben den Sprachspielen einen weiteren Werkkomplex,
die sich mit Figuren, ja Ikonen der Kunstgeschichte beschäftigen. Die SPEE Kartons
sind einerseits kunsthistorischer Verweis. Andererseits behandeln sie das Problem
ökonomischer Systeme, denen sich das Ostdeutsche Unternehmen nach der Wende
unterordnen musste. SPEE gehört Henkel, dem Westdeutschen Riesen, und fungiert
hier nur noch als Marken- und Identifikationslabel ostdeutscher Traditionen.
Zu diesem Werkzyklus reiht sich noch die Arbeit „Step“, ein Readymade für die
häusliche Fitness. Hier wird sie zur Skulptur, zur Museumsbank und zur erhöhten
Plattform im Betrachten von Kunst – bei gleichzeitigem Verweis auf eine weltweit
einflussreiche sowie Identitätsstiftende Marke REEBOK. „possible works #1 after
Joseph Kosuth“ greift auf Kosuths Definitionstafeln zurück. Pfahl greift hier den
Begriff des Epigonen, des Nachkommen, auch als Künstler, auf. Auch die Arbeit
„Liza radiert“ ruft den Bezug zu Andy Warhol sofort wach.
In „Das Subjekt“ stehen wir vor einer Wand, die die Dimensionen einer tragenden
Einbauwand eines Plattenbaus aufgreift. Sie dient als Träger für den Satz:
„Angst vorm Staat/habe ich immer/kurz vorm System“. Mit der Angst lässt Pfahl
die Angst anklingen, die ihn umtreibt, sich im System zu behaupten. Diese, so
sagt er, stellt sich erst dar, wenn man die Grenzen der Gesellschaft überschreitet.
Assoziieren kann man den Staat als System, jedoch auch das innere System des
Menschen auf der anderen Seite. Eine weitere Arbeit, die sich mit dem Außen und
Innen beschäftigt, ist die Arbeit „vivace“. Ein Paravent bestehend aus Papier-
faltungen gewährt nur teilweise einen Ausblick auf den Park. Die Oberflächen
erinnern an modernistische Kaufhausfassaden der 1960er Jahre. Hier versperren
sie den Blick nach außen und werfen den Betrachter/die Betrachterin erneut auf
sich und die Ausstellung zurück.
Der Methode nach arbeitet Pfahl im Rahmen der Konzeptkunst. Sein Konzept folgt
der zufälligen Aufnahme von Dingen, die er dann in institutionskritischer,
konzeptualistischer Tradition in Sprachspiele, Kipp- und Vexierbilder überträgt.
Pfahl kopiert, zitiert, modifiziert. Er spielt mit der Kunstgeschichte, den
Ikonen, dem Material. Seine Ideen sind vielfältig. In SNU sind die Betrachter-
Innen aufgefordert, ihren Assoziationen freien Lauf zu lassen, eigene Fäden
zu spinnen. Das, was der Künstler innerhalb einer Arbeit an Erzählung aufmacht,
ließe sich auch auf das Verknüpfen der gesammelten Arbeiten in SNU anwenden.
Anlässlich der Ausstellung SNU erscheint eine Publikation im Lubok Verlag,
Reihe 24 copies, mit einem Text von Daniela Stöppel.